Aktion Mensch – Herausforderung digitale Barrierefreiheit
Nadja Ullrich und Michael Rüben von der Aktion Mensch auf dem openTransfer CAMP Inklusion am 30. Januar 2016 in München
Um digitale Barrierefreiheit voranzubringen, plant die Aktion Mensch verschiedene Maßnahmen. Welche das sind, haben Nadja und Michael in ihrer Session vorgestellt. Sie nutzten die Gunst der Stunde, um mit den Teilnehmenden weitere Ideen zu entwickeln.
Eine Umfrage der Aktion Mensch ergab, dass zwar 2/3 der Bevölkerung Barrierefreiheit als relevant ansehen, doch wird der Begriff hauptsächlich im baulichen Sinne verstanden. Dabei ist die digitale Barrierefreiheit für eine gelungene Inklusion nicht weniger wichtig. Im Rahmen einer neuen Initiative entwickelt die Aktion Mensch daher Maßnahmen, um das Thema digitale Barrierefreiheit anzugehen.
Am Bedarf der Community orientiert
Neben der Entwicklung von neuen Service-Angeboten und der Ausweitung bestehender sollen innovative technologische Maßnahmen wie Apps oder Angebote im Bereich sozialer Medien weiter ausgebaut werden. Die Orientierung erfolgt entlang der Bedarfe der Community. Wer braucht welche Informationen und wie kann verhindert werden, dass Menschen durch bestimmte Technologie nicht teilhaben können?
Darüber hinaus sollen Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung aufgesetzt werden. Wo bisherige Initiativen sich vor allem an Programmierer richteten, sollen nun Unternehmer im Fokus stehen, also diejenigen, die die entscheiden und das Geld haben, digitale Barrierefreiheit umzusetzen.
Außerdem gibt es seit 2016 Änderungen in den Förderrichtlinien der Aktion Mensch. Projekte werden nur noch gefördert, wenn sie barrierefrei sind. Für Projekte, die ein besonders hohes Maß an Barrierefreiheit mitbringen, werden zusätzliche Mittel bereitgestellt.
Nur eine Vielfalt an Maßnahmen führen zum Erfolg
Am Ende der Session sammelten die Teilnehmenden Ideen, was die Aktion Mensch noch tun kann, um Barrierefreiheit zum Thema zu machen und welche Projekte sie fördern sollte.
Neben verschiedenen konkreten Förderideen wie Indoor-Navigation in großen Gebäuden, beispielsweise in Supermärkten und Rathäusern, ging es vor allem um die Fragen, wie man die Anwendung von Barrierefreiheit am besten durchsetzen kann. Noch viel zu häufig wird zum Beispiel bei der Ausschreibungen für die Entwicklung von Webseiten das Thema nicht bedacht. Hier seien vor allem die Entscheider in Unternehmen oder Institutionen gefragt.
Die Teilnehmenden diskutierten, wie es gelingt, Veränderungen hin zu mehr Barrierefreiheit durchzusetzen. Muss die Politik Voraussetzungen schaffen und Gesetze so ändert, dass etwa Unternehmen mit Strafen rechnen müssen, wenn sie die Barrierefreiheit vernachlässigen? Oder sollte man eher mit positive Reizen arbeiten und zeigen, was Barrierefreiheit für Vorteile für alle hat? In jedem Falle, so waren sich die Teilnehmenden einig, sind mehr Unterstützungsleistungen wichtig, um denen, die zum Beispiel ihre Webseite barrierefrei aufbauen möchten, die notwendigen Hilfestellungen zu geben. Auch sollte das Thema bereits in der Ausbildung derjenigen, die später Apps entwickeln und Webseiten programmieren, aber auch derjenigen, die später in die Verwaltung gehen, integriert werden. Denn nur die Kombination aus Bewusstsein, Gesetzen sowie Know-how kann Barrierefreiheit nach vorne bringen.
Abschließend wurde noch einmal hervorgehoben, dass viele der Vorschläge nicht neu seien. Die Herausforderung ist nach wie vor, wie man das Wissen bündeln und an den Mann und die Frau bringen kann.
Foto: CC BY-NC 2.0 / Andi Weiland / Stiftung Bürgermut