Flüchtlingshilfe Witzenhausen: Integration durch freiwilliges Engagement

Das Icon, das für Session-Dokumentationen steht.Katja Eggert, Koordinationsstelle Flüchtlingshilfe Witzenhausen, beim openTransfer CAMP am 18.02.2017 in Kassel

 
Geflüchtete Menschen ins Ehrenamt bringen? Wie kann man Neuankömmlingen, die keine Erfahrung mit dem Ehrenamt besitzen, für eine freiwillige Tätigkeit begeistern?

Mehrere Teilnehmende haben die Erfahrung gemacht, dass sich Geflüchtete wenig im Ehrenamt engagieren. Auch in Witzenhausen scheint es ein Problem zu sein, die Menschen für eine solche Tätigkeit zu begeistern. Diskutiert wurde, welchen Stellenwert Ehrenamt in anderen Kulturen hat und inwieweit geflüchtete Menschen überhaupt den „Kopf“ dafür haben, sich ehrenamtlich zu engagieren. Es war Konsens, dass man sich nur ehrenamtlich engagieren kann, wenn man seelisch und wirtschaftlich in einer Lage ist, in der man nicht zu sehr mit den eigenen Problemen beschäftigt ist. Andererseits, so Teilnehmende an der Session, sind die Potenziale des Ehrenamts für eine gelingende Integration nicht zu unterschätzen. Dabei ist es allerdings notwendig, dass die Geflüchteten diesen Nutzen auch sehen.

Diskutiert wurde die Frage, was geflüchtete Menschen brauchen, um sich im Ehrenamt zu engagieren und welches Umdenken in Bezug auf freiwillige Tätigkeiten auch bei den „Einheimischen“ stattfinden muss.

Geflüchtete für eine freiwillige Tätigkeit begeistern
Es herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass eine möglichst große Passung zwischen der freiwilligen Tätigkeit und den Interessen des Menschen, der sich engagiert, herzustellen ist. Dann erst kann Motivation entstehen. Desweiteren muss es darum gehen, mit Migrantinnen und Migranten bzw. Geflüchteten darüber zu sprechen, in einer Art Basiskurs, welche Bedingungen Integration braucht, etwa gute Sprachkenntnisse, Kontakte vor Ort, Netzwerke bei der Jobsuche etc. Dabei sollte aufgrund des sehr unterschiedlichen Bildungsniveaus der Neuankömmlinge erläutert werden, wie diese Voraussetzungen erlangt werden können. Am Beispiel Sprachkenntnisse wurde erläutert, dass Menschen erst einmal wissen müssen, dass sich gute Sprachkenntnisse zu einem großen Teil dadurch entwickeln, dass man sehr viel spricht und sich viel mit der neuen Sprache umgibt. Auf Grundlage einer solchen Erkenntnis hätte das Angebot eines Ehrenamtes, das Sprachpraxis und Kontakte zu Menschen vor Ort mit gleichen Interessen ermöglicht, eine völlig andere Attraktivität. Diese Haltung wurde untermauert durch eine Aussage eines Teilnehmenden, der sagte, dass gerade gebildete Menschen, die um diese Faktoren wissen, sich als erstes Kontakte zu Einheimischen suchen.

Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass Integrationsprogramme und Aufklärungsangebote nicht nur geflüchteten Menschen, sondern auch anderen Migrantinnen und Migranten offen stehen müssten. Denn wenn einer gesellschaftlichen Gruppe eine intensive Förderung zuteil wird, eine andere hingegen immer nur mit Forderungen nach mehr Selbstständigkeit und Initiative konfrontiert wird, neue Konfliktgräben entstehen. Dies kann die Integration nur erschweren.

http://www.witzenhausen.eu/seite/de/stadt/01743:1755:2011/tn_1743/Fluechtlingshilfe.html

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