Beitrag zur NPO-Blogparade #mehrPatenschaften – Erfahrungen aus Schwerin
Am 25. März 2017 fand in Schwerin das openTransfer CAMP statt. Als Projektmanager des Programms openTransfer #Patenschaften bei der Stiftung Bürgermut habe ich die Veranstaltung organisiert. Hier meine Bestandsaufnahme, wie es Patenschaftsprojekten in den Neuen Bundesländern geht und wo Handlungsbedarf besteht.
TOP 1: Engagement abseits etablierter Strukturen
Über 90 engagierte Teilnehmende von Patenschafts- und Mentoringprojekten aus ganz Deutschland tauschten sich in Schwerin einen Tag lang über ihre Erfahrungen und Herausforderungen aus. Rund die Hälfte der Teilnehmenden am openTransfer CAMP kamen von freien Initiativen, die sich außerhalb von etablierten Strukturen, wie Wohlfahrtsverbänden, Bürgerstiftungen, Freiwilligenagenturen und Seniorenbüros bewegen. Für sie ist es nach wie vor ungemein schwierig, Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung für ihre Projekte zu finden. Derzeit verschärft sich die Situation eher noch, da das Thema „Geflüchtete“ zunehmend aus der öffentlichen Aufmerksamkeit verschwindet. Es ist ein Problem, das nicht nur auf dem Barcamp thematisiert wurde, sondern auch während der Vorbereitung der Veranstaltung sichtbar wurde. Für eine Reihe von Projekten war es nicht einmal möglich, an der Veranstaltung in Schwerin teilzunehmen, weil schlicht das Geld für An- und Abreise fehlte. Einige von ihnen bangen um die Fortsetzung ihres Projektes, andere Initiativen sind schlicht zu klein und hatten daher nicht die personellen Kapazitäten, um zu kommen.
TOP 2: Begegnungen und Austausch statt Hilfe und Spenden
Eine weitere Erkenntnis des Camps, die nicht neu ist, aber auf der Veranstaltung deutlich sichtbar wurde: Die Herausforderungen in der Integration haben sich grundsätzlich geändert. Statt Kleider- und Möbelspenden, also materielle Unterstützung, geht es verstärkt um Begegnungen und echten Austausch. Wie finde ich einen Schulplatz, wie eine Wohnung oder einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz? Die Herausforderung liegt nun darin, aus dem Willkommen ein tatsächliches Ankommen zu machen. Viele Initiativen haben sich bereits darauf eingestellt. Neue Projekte, wie zum Beispiel gemeinsames gärtnern, entstehen und ermöglichen Begegnungen zwischen alten und neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern.
TOP 3: Augenhöhe – auch bei Organisation und Matching
Eine Herausforderung für viele Projekte ist es, die Sichtweise der Geflüchteten konsequent mit in Planung und Umsetzung einzubeziehen. Das heißt konkret: Geflüchtete müssen auch in die Strukturen und Institutionen von Patenschaftsprojekten integriert werden. Augenhöhe ist hier das Stichwort, auch wenn es um die Organisation der Projekte und das Matching der Tandems geht. Organisationen wie Start with a Friend machen dies bereits vor, indem sie auch in den Orga-Teams Tandems aus Locals und Geflüchteten einsetzen.
TOP 4: Unterstützen, vernetzen, verbreiten
Die wohl wichtigste Botschaft aus dem Barcamp in Schwerin: Die positiven Schlagzeilen in der Presse mögen zwar verschwunden sein, das vielfältige Engagement ist es jedoch definitiv nicht. Das Engagement für Geflüchtete in Ostdeutschland ist lebendig, benötigt aber gezielte Unterstützung beim Wachstum und der Verbreitung. Es gibt eine Reihe innovativer Projekte, die wir mit unserem Skalierungsstipendium nach dem Motto „Gutes einfach verbreiten“ unterstützen möchten. Interessierte Initiativen können sich ab sofort für das Stipendium bewerben.
Weitere Informationen: https://www.opentransfer.de/projekte/patenschaften/