Digitalskalieren: Online-Tools als Schlüssel zum Projekterfolg?

Gute Ideen können sich durch Online-Plattformen und Tools schnell und ohne große Kosten weiterverbreiten – wir nennen das Digitalskalieren. Das heißt: Lösungen für soziale Probleme müssen nicht immer wieder neu gefunden werden, sondern können einfach mit virtueller Anleitung lokal angepasst werden. Doch wie genau funktioniert das eigentlich? Ein Beispiel aus dem betterplace lab Trendreport.

 

Einer der derzeit radikalsten Digitalskalierungs-Ansätze wird von KaBoom verfolgt. Einer der derzeit radikalsten Digitalskalierungsansätze wird von KaBoom verfolgt. Die US-amerikanische NGO baut Spielplätze in sozial benachteiligten Stadtvierteln und stellt ihr Wissen frei ins Netz. Das tut sie vor allem, weil sie auf die Hilfe von Freiwilligen überall in den USA angewiesen ist. Denn das Ziel von KaBoom ist es, dass irgendwann jedes Kind in Amerika einen Spielplatz in der Nachbarschaft hat, wo es zu Fuß hingehen kann. Damit diese Idee Wirklichkeit wird, sind Freiwillige gefragt (zum Beispiel Lehrer, Schüler, Jugendeinrichtungen), die die Initiative in ihrer Stadt ergreifen und genügend Helfer zum Spielplatzbau motivieren. Nur so können sie sich für das KaBoom-Programm bewerben. Zur Online-Bewerbung bei KaBoom müssen die Bewerber ihre Motivation beschreiben, eine Standortanalyse einreichen sowie ein Planungskomitee mit 15 Leuten einrichten.

Dieses Video zeigt, wie ein KaBoom-Projekt abläuft:

Projektplanung mit Online-Anleitung

Während der Bewerbung und der Projektplanung lässt KaBoom die Interessierten aber nicht allein, sondern bietet auf einer eigens eingerichteten Website Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Video-Tutorials und Beispiele. Alles nach dem Do-it-yourself-Prinzip (DIY). Das Informationsmaterial reicht von Online-Trainings über Themen wie „Wie man Schulen motiviert“, „Erfolgreiches Fundraising“ oder „Was ist gute Pressearbeit?“ bis hin zu einfachen Bauanleitungen für Spielgeräte.

Diese „take it and run“-Strategie entwickelte die Organisation mit dem Ziel, ihre Problemlösungen möglichst wirksam zu verbreiten, und sie hat sich bei der Projektevaluierung 2011 als ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs herausgestellt: In einer Umfrage bewerteten die Projektteilnehmer die Leistung der Online-Ressourcen und kamen zu dem eindeutigen Ergebnis, dass vor allem die Online-Trainings und die Website eine große Erleichterung bei der Durchführung des eigenen KaBoom-Projekts waren.

Ist das Projekt so weit gekommen, dass es realisiert werden kann, wird es von einem KaBoom-Projektmanager für zwei Monate in der Planung der großen Bauaktion unterstützt. In dieser Zeit müssen sie gemeinsam tatkräftige Bauhelfer rekrutieren und rund 8.500 US-Dollar auftreiben, damit der neue Spielplatz gebaut werden kann.

Das scheint dank der ausführlichen Materialien und der großen Professionalität gut zu klappen: Bisher wurden Spielplätze für rund 6,6 Millionen Kinder gebaut. Mehr als 1 Million Freiwillige hat sich engagiert. Auf jeden von KaBoom selbst initiierten und gebauten Spielplatz kommen mittlerweile zehn, die selbstständig nach der Online-Anleitung entstehen. Und das Projekt verselbstständigt sich weiter. So wetteifern die DIY-Projekte in einem Leaderboard darum, als erfolgreichste Fundraiser gelistet zu werden und sich eine virtuelle Auszeichnung zu verdienen.

Was kostet die digitale Skalierung?

KaBoom ist mit seiner Skalierungsstrategie eines der radikalsten Beispiele, da die Organisation alles tut, um möglichst vielen Menschen eine Nachahmung zu ermöglichen. Aber diese Radikalität hat auch einen Preis. Allein sechs der 60 KaBoom-Mitarbeiter sind mit der Redaktion der Vorlagen und Anleitungen beschäftigt. Website-Entwicklung und Betreuung kosten jährlich etwa 1 Million US-Dollar.

Die Kosten für vergleichbare digitale Lösungen variieren allerdings enorm. Die digitalen Tools des Encore Fellowship Network, einem Volunteering-Programm, sind beispielsweise sehr kostengünstig. Zwei Vollzeitmitarbeiter betreiben das ganze Netzwerk und nutzen dabei fast ausschließlich kostenlose Standardprogramme, wie zum Beispiel Wikis. Dadurch können die Kosten für das Programm sehr niedrig gehalten werden und steigen mit dem Wachstum des Netzwerks nur unwesentlich.

Eine weitere, innovative Lösung hat das Online-Mentoring-Programm iMentor gefunden. Für die Online-Matching Plattform hat die Organisation beachtliche Ressourcen in ihre digitale Infrastruktur gesteckt: Das Programm wird von zehn Mitarbeitern betreut und die Plattform hat bislang circa 1,5 Millionen US-Dollar gekostet. Diese Softwarelösung verkauft sie einfach an andere Organisationen mit vergleichbaren Anforderungen und verdient an den Lizenzierungen.

Es ist absehbar, dass immer mehr IT-Infrastruktur günstig zu haben ist: Heute schon nutzt Kickstarter einfach die Bezahlfunktion von Amazon und Spenden sammelnde Organisationen können zum Beispiel ein kostenloses Online-Spendenformular von betterplace.org auf der eigenen Webseite integrieren. Projektmanagement wird mit Google Drive, Dropbox, Trello und ähnlichen Tools immer einfacher und günstiger. Werden diese Entwicklungen weiter zur digitalen Skalierung sozialer Projekte beitragen?

Weiterlesen im Trend „Digitalskalieren“ im betterplace lab Trendreport. Trendpate und Sponsor dieses Trends ist die Bertelsmann Stiftung mit ihrem Projekt „Effektn – Wachstum und Wirkung in der Zivilgesellschaft“.

 

Digitalskalieren-broschuere

 

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