DORV-Zentren – Wettbewerbe und Preise
Heinz Frey hat jede Menge Preise gewonnen. Seine Idee, eine dörfliche Infrastruktur durch von Bürgern betriebene DORV-Zentren mit multifunktionaler Versorgung aufrechtzuerhalten, kennen inzwischen viele. openTransfer.de wollte wissen, welche Rolle die Auszeichnungen für die Verbreitung der Idee spielten.
Foto: Marc Darchinger/Deutscher Engagementpreis
Herr Frey, welches war die wichtigste Auszeichnung, die Sie bekommen haben?
Welchen Effekt eine spezielle Auszeichnung hat, kann ich kaum beurteilen. Ich gehöre ohnehin nicht zu denjenigen, die sich gern mit Preisen schmücken. In der Rückschau würde ich aber sagen, dass der Robert-Jungk-Preis, der in Nordrhein-Westfalen vergeben wurde, die wichtigste Auszeichnung für uns war. Wir haben ihn 2005 bekommen, und er hat uns in der Anfangsphase der DORV-Zentren sehr ermutigt. Die Botschaft an uns war damals: Ihr seid auf dem richtigen Weg. Für ein junges Projekt, das wachsen will, kann das ganz entscheidend sein. Auch wir kämpften schließlich gegen viele Besserwisser, die stets wissen, wie etwas nicht geht.
Wie nachhaltig ist diese Form der Anerkennung?
2006 wurden wir als Ort im „Land der Ideen“ ausgezeichnet. Die Aufmerksamkeit tat unserem Projekt gut und motivierte das Team. Nach ziemlich kurzer Zeit war aber auch wieder Ruhe. Nach der Auszeichnung bricht das Verfahren ab. Es schloss sich beispielsweise keine Vernetzung mit anderen Projekten an. Gerade diese Vernetzung erscheint uns wichtiger als das Logo des Wettbewerbs, das wir dann auf unsere Homepage setzen können. Dies gilt übrigens auch für andere Preise, die wir bekommen haben.
Wie gut können Auszeichnungen presseseitig genutzt werden?
Vor Ort haben tatsächlich die kleinen Preise einen größeren Effekt. Wenn hier jemand den Engagement-Preis des Landrates bekommt, berichtet die Lokalpresse seitenweise darüber. Der Deutsche Engagement Preis war ihr dagegen nur eine kleine Notiz wert. Das ist ein Preis, den man – so vermute ich – bei uns einfach nicht kennt, wahrscheinlich wird er in überregionalen Medien oder Fachkreisen stärker wahrgenommen. Und diese Wirkung kann ich schlecht einschätzen.
Gibt es ein größeres Interesse an der DORV-Zentren-Idee, nachdem Sie wieder einmal einen Preis gewonnen haben?
Ein wirklicher Hype setzt dann nicht ein. Wir merken, immer wenn wir in der Presse sind – ob nun durch eine Preisverleihung oder weil ein neues DORV-Zentrum aufgemacht hat –, dass sich mehr Menschen für unser Konzept interessieren. Wo diese im Einzelnen von uns erfahren haben, wissen sie aber oft gar nicht.
Sie setzen Auszeichnungen in der Kommunikation mit Förderern gezielt ein?
Das machen wir natürlich. Aber ich sehe die Wirkung eher nüchtern. Wenn ich einen Förderantrag schreibe, der an ein Ministerium oder ein EU-Programm geht –dreht es sich doch eher darum, dass das Konzept in die politischen Mehrheitsverhältnisse passt. Es kommt da weniger auf die Preise, die man gewonnen hat, an, als auf die politischen und institutionellen Seilschaften, mit denen man zu tun hat.
Unter dem Strich: Lohnt sich die Teilnahme an Wettbewerben?
Beim Robert-Jungk-Preis ganz sicher und auch beim Land der Ideen. Bestimmt auch bei Ashoka, wo ich als Fellow ausgewählt bin. Der Auswahlprozess hat sich über ein ganzes Jahr gezogen. Das mag lästig gewesen sein, hat sich aber ausgezahlt, weil das Coaching durch Experten viel bringt. Diejenigen freilich, die dann nach einer Bewerbung keinen Preis bekommen, leisten natürlich viel Arbeit umsonst, wo es doch im Projekt – meist ehrenamtlich in der Freizeit – genügend Arbeit gibt, für die man ja eigentlich angetreten ist mit seiner Idee, seinem Projekt.
Jenseits der Anerkennung – wie wichtig ist Ihnen ein Preisgeld?
Für das Projekt ist eine Dotierung – sei es in Form von Geld oder eines Beratungsstipendiums – immer wichtig. Der Tag der Verleihung und das Essen danach sind ja gut und schön, aber ich habe natürlich mehr davon, wenn es – wie bei Ashoka – noch ein Beratungspaket dazu gibt. Das ist dann nachhaltig und hilft. Beim Robert-Jungk-Preis bekamen wir in der Startphase unseres Projekts 25.000 Euro an Preisgeld. Wenn bei anderen Preisen viel Aufwand mit Laudatoren und Künstlern betrieben wird, man aber in der täglichen Projektarbeit jeden Cent zweimal umdrehen muss, fängt man an nachzudenken. Da geht es unter Umständen auch um die Imagepflege der Sponsoren. Letztlich wird aber niemand gezwungen, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Wir haben uns am Ende immer dafür entschieden, uns zu bewerben, trotz aller Zwiespältigkeit.
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