Ein Aufklärungsprojekt verbreiten

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Veronika Wolf, MFM Deutschland e. V., beim openTransfer Camp am 12. Oktober 2013 in München

Veronika Wolf diskutierte in ihrer Session mögliche Verbreitungsstrategien des Aufklärungsprojekts „MFM Deutschland e. V.“. Das bereits etablierte Projekt steht bei der Skalierung vor neuen Herausforderungen in den Bereichen Teamstruktur, Finanzierung und Kooperationen.

Das Projekt wurde 1999 von der Ärztin Elisabeth Raith-Paula initiiert. Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern zu Beginn der Pubertät ein positives Körperbewusstsein zu vermitteln. Es geht um Aufklärung, die Spaß macht und gleichzeitig viel Wissen über den eigenen Körper transportiert. „Nur was ich schätze, kann ich schützen“, lautet der Leitgedanke des Projekts. MFM stand anfänglich für „MädchenFrauenMeineTage“ und „MännerFürMänner“, soll zukünftig aber den Slogan „My fertility matters“ abkürzen.

Konkret bietet MFM Tagesworkshops für geschlechtergetrennte Schülergruppen an. Mädchen lernen in der „Zyklusshow“ den weiblichen Körper besser kennen. Jungen schlüpfen als „Agenten auf dem Weg“ in die Rolle von Spermien. Spielerisch erfahren die Teenager, welche körperlichen Veränderungen die Pubertät mit sich bringt.

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Bild: Veronika Wolf (3.v.l.)

Veronika Wolf startete die Session mit einem kurzen Video, in dem das Projekt präsentiert wurde. Schon dieser Clip, der im Rahmen eines Ashoka-Fellowships produziert wurde, zeigte den professionellen Stand des Projektes. In den 13 Jahren seines Bestehens hat MFM in fast 22.000 Veranstaltungen rund 400.000 Teilnehmer erreicht.

Grundlage für die weitere Verbreitung ist die Kooperation mit kirchlichen Stellen. So sind die 14 regionalen MFM-Büros größtenteils an katholische Bistümer angeschlossen. Die dort ansässigen Referate zu den Themen Familie und Ehe, die bereits über gute Kontakte und Know-how verfügen, vermitteln und koordinieren das Angebot von MFM.

MFM stellt dabei ein Angebot von standardisierten Workshops für Kinder und Vorträge für Eltern zur Verfügung. Diese werden dann über ein Lizenzmodell von freiberuflich arbeitenden Referenten auf Honorarbasis durchgeführt. Für das Konzept geht ein Prozentsatz des Honorars an MFM und stellt einen wichtigen Finanzierungsbaustein dar.

 

Ziel von MFM ist es nun, weiter zu wachsen: konzeptionell und an weiteren Standorten. Veronika Wolf warf Fragen der geplanten Verbreitung auf. Auf Team-Ebene thematisierte sie die starke Fokussierung auf die Projektinitiatorin und stellte die Frage, wie der Transfer vom gesamten Team getragen werden kann. Als einen Schritt zur notwendigen Umstrukturierung wurde das Projekt Ende 2012 von einer gründerorientierten Initiative in einen unabhängigen gemeinnützigen Verein umgewandelt. Aktuelle Herausforderung ist die finanzielle Absicherung dieser Vereinsstruktur, um ein langfristiges Wachstum zu ermöglichen.

Ein weiterer Punkt ist der Umgang mit Kooperationspartnern. Momentan besteht eine starke Bindung an kirchliche Partner. Soll dies bei der weiteren Skalierung beibehalten werden oder sollen hier neue Wege beschritten werden? Und: Bisher ist die Kooperation vertraglich nicht geregelt, weil dies in den Anfangszeiten des Projektes nicht nötig war. Im Zuge einer geplanten weiteren Verbreitung ist diese vertragliche gegenseitige Absicherung aber zwingend notwendig.

Eine Diskussion entstand bei der Frage eines möglichen Sponsorings. Eine Teilnehmerin der Session begrüßte die Unabhängigkeit des Projektes MFM, da sie im Bereich Aufklärung an Schulen eine starke Sponsorenpräsenz, z. B. von Hygieneartikel-Produzenten, wahrnehme. Für MFM böte sich hier andererseits eine neue Finanzierungsquelle.

Veronika Wolf machte als weiteres Problem des Projekts und seiner geplanten Verbreitung den Mangel an männlichen Referenten aus. Von insgesamt 333 ausgebildeten Referenten sind lediglich 82 männlich. Da das Projekt den Ansatz verfolgt, dass Jungen von Männern und Mädchen von Frauen unterrichtet werden, ergibt sich hier ein Engpass bei der Ausrichtung der Jungen-Workshops. Ein Sessionteilnehmer sah hier eine genau konträre Situation zu seinem Projekt „bunt kickt gut“, bei dem es einen Mangel an weiblichen Teamerinnen gibt. Hier entspann sich ein Gespräch über die Möglichkeit einer Kooperation.

Interessant war zudem, dass MFM in 2013 einen Wirkungsbericht nach dem Social Reporting Standard (SRS) erstellt hat, den Veronika Wolf in Form einer Broschüre mitbrachte. Dies knüpfte an die Session zum Thema Wirkungsmessung und SRS an. Die Broschüre zeigt, dass MFM den SRS sehr gut zu einer Selbstvergewisserung des eigenen Standpunktes und der Ausformulierung künftiger Ziele nutzen konnte.

Foto: Florian Hammerich

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