Der Blick über den Tellerrand
Voneinander lernen heißt auch über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. In vielen Ländern haben sich „merk“-würdige Ansätze entwickelt, wie erfolgreiche Ideen durch bessere Rahmenbedingungen verbreitet werden können. Drei Ansätze, die uns in Deutschland noch fehlen.
Beraten!
Verbreitungsstrategien sind keine Quantenphysik. Jede und jeder Innovator kann sich damit auseinandersetzen. Gleichwohl entstehen viele neue Fragen auf dem Transferweg: Welche Strategie ist die richtige? Wie soll ich das finanzieren? Oder welche Inhalte müssen meine Kooperationsverträge haben? Fragen, die eine Organisation meist nicht immer selbst beantworten kann. Wer nicht den Experten im eigenen Bekanntenkreis findet, kann dann nur auf teure Berater zurückgreifen! In den USA hat sich in den letzten Jahren eine Pro-Bono-Beratungskultur entwickelt. Gemeinnützige Organisationen können zu strategischen Fragen kostenfreie Beratung von Experten aus Unternehmen einholen: http://www.taprootfoundation.org, http://www.catchafire.org oder http://www.publicarchitecture.org. In Deutschland ist die Pro-Bono-Beratung immer noch ein zartes Pflänzchen. Gemeinnützige Organisationen benötigen für den Transfer Beratungsangebote, die sie sich leisten können!
Märkte für Geber und Nehmer!
Wer Ideen zum Nachahmen finden möchte, sucht oft die Nadel im Heuhaufen. Projektgeber können auch ein Lied davon singen, wie schwer es ist, einen anderen Projektnehmer zu finden. Geber und Nehmer benötigen Marktplätze, um sich zu finden. Davon gibt es in Deutschland bisher nur wenige, wie z.B. www.weltbeweger.de. In England entstand ein solcher Markplatz: http://cinnamonnetwork.co.uk/. Er hat sich auf Kirchengemeinden spezialisiert, die wirksame „community franchise projects“ suchen und umsetzen wollen. Das Netzwerk identifiziert die erfolgreichen und nachahmenswerten Projekte für Gemeinden, stellt die Verbindung her und stellt das Startkapital. Auch in Deutschland benötigen wir mehr Marktplätze: Das openTransfer-Camp ist darauf eine erste Antwort!
Gemeinsam fördern!
Soziale Investoren sind immer noch sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, Skalierungsstrategien mit Rat, Tat und Geld zu fördern. In den USA gründete sich vor vier Jahren das Social Impact Network (http://www.socialimpactexchange.org/). Unter dem Claim „Don’t let good solutions go to waste“ haben sich mehr als 4.000 Mitglieder dieser Initiative angeschlossen, um erfolgreiche Ansätze amerikaweit zu skalieren. Das Netzwerk identifiziert vielversprechende Organisationen, schreibt Wettbewerbe aus und fördert diese finanziell und inhaltlich. So können die Mitglieder gemeinsam Erfahrungen sammeln und auch die Risiken teilen. Solche Förder-Netzwerke für die Verbreitung von Ansätzen könnten auch hier in unserer Republik ein wichtiger nächster Schritt sein.
Der Blick über den Tellerrand lohnt sich nicht nur, um nachahmenswerte Projekte zu finden, sondern auch um Ansätze für bessere Rahmenbedingungen hier in Deutschland zu schaffen. Nachmachen lohnt sich auch hier!