Das Finanzierungsmodell der START-Stiftung gGmbH

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Ein Hauptförderer und wechselnde Partner: Die START-Stiftung fördert engagierte Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund durch ein Stipendienprogramm. Die Finanzierung erfolgt zum einen durch den Gesellschafter der gGmbH, die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, und zum anderen durch Kooperationen mit weiteren Förderern.

 

Einnahmequellen: ein Hauptförderer, dazu jeweils ein lokaler Förderer
Rolle des Projektnehmers: akquiriert lokale Förderer
Nachhaltigkeit: Der Hauptförderer sichert eine langfristige Finanzierung.

 

Die START-Stiftung gGmbH fördert engagierte Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, um ihnen verstärkt die Möglichkeit zu einer höheren Schulbildung und damit bessere Chancen für eine gelungene Integration und zur Teilhabe an der Gesellschaft zu bieten. Das „START-Stipendium“ umfasst sowohl eine materielle als auch eine ideelle Förderung der Jugendlichen. So erhalten Stipendiaten monatlich 100 Euro Bildungsgeld sowie einen Computer. Das Bildungsprogramm vermittelt Schlüsselqualifikationen für die schulische und berufliche Qualifikation sowie für die aktive Mitwirkung am gesellschaftlichen Leben. Verpflichtend ist die Teilnahme an zwei Bildungsseminaren pro Jahr. Weitere Wahlseminare, regionale Bildungsangebote und Exkursionen werden angeboten. Eine intensive Betreuung der Stipendiaten – durch die Aufnahme im Alumni-Netzwerk auch über das Stipendienprogramm hinaus – rundet das Angebot ab.

Das START-Stipendienprogramm
Das START-Stipendienprogramm wurde 2002 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung entwickelt und startete mit 20 Stipendiaten in Hessen. Mittlerweile wird das Programm in 14 Bundesländern und in Teilen Österreichs angeboten. Aktuell werden in Deutschland 710 Stipendiaten aus knapp 80 Herkunftsländern gefördert. Bereits rund 900 Stipendiaten wurden von START auf ihrem Weg zum Abitur erfolgreich begleitet. 2007 wurde die START-Stiftung gGmbH als eigenständige Tochtergesellschaft der Hertie-Stiftung gegründet. Sie ist für die Umsetzung des START-Programms, die Entwicklung und Umsetzung der Bildungsangebote sowie für die Weiterentwicklung und Koordination des START-Netzwerks zuständig. Die Stipendiaten werden vor Ort von Landeskoordinatoren betreut. Diese sind in der Regel Pädagogen, die bei den Kultusministerien der Länder angesiedelt sind.

 

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Die bei der bundesweiten Durchführung entstehenden Kosten werden durch die Partner und die Muttergesellschaft der START-Stiftung gedeckt. Da es sich bei der START-Stiftung um eine gGmbH handelt, wird ihr Stammkapital durch die Gesellschafter gebildet, in diesem Falle durch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, die alleiniger Gesellschafter ist.
Das jährliche Finanzvolumen liegt bei etwa 4,6, Mio. Euro. Aktuell unterstützen mehr als 120 Partner das Programm.

Die Finanzierung des START-Stipendiums
Die Kosten der Förderung der Stipendiaten werden zur Hälfte von der START-Stiftung selbst und zum anderen Teil durch Kooperationen mit Förderern gedeckt. So können Stiftungen, Bürgerstiftungen, Unternehmen, Vereine oder Privatpersonen einen oder mehrere Stipendiaten unterstützen. Die Förderung eines Stipendiaten kostet pro Jahr 5.000 Euro. Zusätzlich oder alternativ dazu können sich Förderer durch die Durchführung eigener Bildungsangebote oder Ähnliches am Programm beteiligen oder eine lokale Betreuung vor Ort anbieten, indem sie einen Projektleiter und Büroräume zur Verfügung stellen. Da die Landeskoordinatoren in der Regel von den Ministerien gestellt werden, fallen hier keine zusätzlichen Kosten an.

Das Finanzierungsmodell des START-Programms basiert hauptsächlich auf der Finanzierung durch die Projektfördermittel der Muttergesellschaft. Hieraus können sowohl die Verwaltungs- als auch lokale Projektkosten finanziert werden. Um die Kosten für den Projektgeber zu reduzieren, werden Teile des Programms zusätzlich direkt (durch die finanzielle Unterstützung) beziehungsweise indirekt (durch die Weitergabe von Know-how oder die Bereitstellung von Räumlichkeiten und Personal) durch Kooperationen mit Partnern oder Ministerien gedeckt. Mehr noch als die finanzielle Unterstützung steht aber der Kooperationsgedanke, der dem Programm zugrunde liegt, im Vordergrund. Es geht also weniger darum, wie viel ein Partner gibt, als vielmehr darum, dass er sich beteiligt.

Vorteile

Da die Finanzierung auf den Projektfördermitteln des Gesellschafters basiert, ist die Grundfinanzierung des Projekttransfers gesichert. Dadurch ist eine genauere Planung der Verbreitung möglich.

Für Förderer ist die Unterstützung des Projekts attraktiv. Sie müssen weder eigene Strukturen aufbauen noch die Verwaltungskosten der START-Stiftung mitfinanzieren. Ihr Beitrag kommt den Stipendiaten vor Ort zugute. Die Höhe und Art der Unterstützung ist flexibel. Dies macht das Finanzierungsmodell vor allem für kleinere Stiftungen, Bürgerstiftungen, lokale Mittelstandsunternehmen und Privatpersonen interessant, die mit geringem Aufwand eine große Wirkung erreichen können. Sind die Gesellschafter eine oder mehrere überregional agierende Stiftungen oder Unternehmen, kann die Steigerung des Renommees dieser Stiftungen ein weiterer Anreiz für die Teilnahme am Projekt sein.

Darüber hinaus wurde im Dezember 2012 die START-Förderstiftung errichtet. Damit haben Interessierte, welche die Ziele von START teilen und sich engagieren wollen, eine Möglichkeit mehr, sich einzubringen: Sie können nicht nur Freunde und Partner, sondern jetzt auch Zustifter werden. Eine Zustiftung erhöht das Stiftungsvermögen und ist damit eine besonders langfristige Art der Investition in Bildung und Zukunftsgestaltung für Deutschland.

Herausforderungen

Die Suche nach Gesellschaftern, die sich auf lange Sicht binden wollen, könnte mühselig sein, denn eine solche Investition könnte für einige potenzielle Förderer eine zu hohe finanzielle Verpflichtung darstellen. Die Unterstützung der START-Stiftung durch die Gemeinnützige Hertie-Stiftung kam aufgrund der Entstehungsgeschichte zustande. START war zu Beginn ein Projekt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Bestehen solche historisch bedingten Bindungen nicht, könnte es sinnvoller sein, mehrere Gesellschafter zu finden, die sich die Finanzierung teilen. Jedoch ist hierbei zu beachten, dass mit der Anzahl der Gesellschafter auch der Bedarf an Absprachen steigt.
Weiterführende Informationen zum START-Programmunter www.start-stiftung.de.

 

 

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Foto: START-Stiftung, 2013

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