digital diskutiert: Konfliktmanagement – Wenn es in der Beziehung mal hakt!

digital diskutiert: Konfliktmanagement – Wenn es in der Beziehung mal hakt?

Aus vielen Patenschaften und Mentoringbeziehungen entstehen Freundschaften. Andere lösen sich nach nur wenigen Wochen wieder auf. Dabei können die Gründe für Konflikte sehr divers sein: von sprachlichen Hürden bis hin zu unterschiedlichen Erwartungen an die Patenschaft.

digital diskutiert bietet Teilnehmenden aus Patenschafts- und Mentoringprojekten die Möglichkeit, ihre Fragen live unseren Expert:innen zu stellen. Wie man mit Konflikten richtig umgehen und somit vielleicht auch eine Patenschaft retten kann, hat uns der freiberufliche Coach, Trainer und Personalberater Dennis Knorr in dieser Ausgabe des Expertenchats erzählt.

 

 

Haltung sticht Methode

Grundsätzlich geht es beim Konfliktmanagement nicht darum, Konflikte zu vermeiden, sondern um das Lösen von Konflikten. „Reibung gehört zur Weiterentwicklung dazu“, sagt Dennis Knorr.

Den wohl wichtigsten Leitsatz gibt unser Experte den Teilnehmenden gleich zu Beginn der Sprechstunde mit auf den Weg: Haltung sticht Methode. Nur Methoden anzuwenden bringt in der Kommunikation nichts. Die besten Tools helfen nicht, wenn die Haltung nicht stimmt.

Dennis Knorr hat aber auch ganz konkrete Tipps zum Aufbau von Konfliktgesprächen für die Teilnehmenden parat:

  • Schafft eine angenehme Situation: dazu gehören nicht nur ein gutes Gesprächsklima, sondern auch, Wertschätzung zu zeigen und vorurteilsfrei ins Gespräch zu gehen.
  • Führt Konfliktgespräche in einem geschützten Raum, der keinen Stress bei den Beteiligten auslöst.
  • Inspiration: Führt eure Gespräche doch einmal im Wald oder beim Spaziergang.
  • Führt eure Gespräche achtsam. Dies bedarf sehr viel Training.
  • Zeigt authentisches Interesse am Konflikt der Parteien.
  • Wut ist in Ordnung, aber eine Abwertung von euch ist nicht zielführend.
  • Wichtig zu wissen: nicht alle Konflikte lassen sich lösen.

 

Es ist wichtig, eine gemeinsame Haltung zu Konflikten im Team zu haben. Kritik sollte nicht nur toleriert, sondern auch aktiv eingefordert werden. Ein „Meckerkasten“ alleine reicht nicht, nur eine aktive Ansprache, z.B. in Feedbackrunden, ist zielfördernd.

Im Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen an die Patenschaft, ist es wichtig eine klare Kommunikation zu verfolgen. Stellt den Parteien VOR der Zustimmung zu einer Patenschaft die Frage: Wie sehen die Erwartungen an die Patenschaft aus?

Wenn ihr in Konflikte eingreifen müsst…

Falls ihr euch fragt, wann ihr in die Konfliktsituation zwischen zwei Parteien eingreifen solltet, die Antwort ist ganz leicht: sobald Hilfe benötigt wird. Wenn auch nur eine Partei das Signal sendet, dass Konflikte nicht mehr alleine gelöst werden können, dann solltet ihr euch dazu schalten. Besonders bei latenten Konflikten, Probleme die nicht offen angesprochen werden und unterschwellig sind, ist es das Ziel die Konflikte offen anzusprechen und aufzubrechen.

Wenn Emotionen mit mir durchgehen…

Dies ist gut zu wissen: Je involvierter ich bin, desto schwieriger ist es aus dem Konflikt wieder heraus zu kommen. Das liegt an der emotionalen Beteiligung. Je höher die emotionale Beteiligung ist, desto „wichtiger“ ist mir das Thema. Emotionen haben ihren Ursprung im limbischen System. Je höher die emotionale Beteiligung ist, desto „heißer“ läuft dieser Bereich, bis unsere Ratio (das rationale Denken) in Form vom präfrontalen Kortex sprichwörtlich aussteigt. Das Ergebnis: Wir werden blind vor Wut, Trauer oder ähnliches.

Wenn es darum geht, den „Druck vom Kessel“ zu nehmen und wütende Menschen von diesen starken Emotionen zu befreien, empfiehlt unser Experte Folgendes:

  • Kennt ihr die Methode, dein Gegenüber von 100 herunterzählen zu lassen und dies in 4er-Schritten?
  • Versucht euer Gegenüber zu spiegeln: „Ich habe das Gefühl, es geht dir nicht gut.“ Auf diese Weise fühlt sich das Gegenüber wahrgenommen und abgeholt.

 

Eine weitere Idee: Entwickelt gemeinsame Kommunikationsregeln oder auch einen Partnerschaftsknigge. Stellt die Frage: Wie wollen wir miteinander umgehen und wie miteinander kommunizieren? Wenn diese Regeln z.B. bei Seminaren oder Workshops aushängen, sind sie für alle sichtbar und die Hürde, diese Regeln zu brechen, deutlich größer!

Grundsätzlich gilt (auch bei Konflikten): Weg vom Gefechtsmodus hin zum Erkundungsmodus!

Digitale Kommunikation: Was gibt es hier zu bedenken?

Es ist wichtig zu wissen, dass bei der digitalen Kommunikation der nonverbale Kommunikationskanal fehlt. Fallen Kommunikationskanäle weg, kann es viel leichter zu Missverständnissen und Konflikten kommen. Das kennen wir alle von SMS. Schnell kommt es hier zu Missverständnissen. Aus diesem Grund wurden bei Messengern Emojis eingeführt. So wird Kommunikation klarer.

Dennis Knorr empfiehlt: Überlegt euch bei der Wahl der Tools für die digitale Kommunikation, ob diese für alle Beteiligten auch zugänglich sind. Einigt euch gemeinsam auf die Kanäle und bestimmt, welche Informationen über welche Kanäle versendet werden sollen. Je mehr Kommunikationskanäle von einem Tool abgedeckt werden, umso besser. Videochat ist ideal, da man sich sieht und hört und Missverständnisse und Konflikte schnell geklärt werden können.

Eine Voraussetzung für die Übertragung einer analogen in eine digitale Patenschaft ist, dass die Menschen für eine digitale Kommunikation und damit auch für neue Tools und Methoden offen sein müssen. Ängste und Bedenken sind natürlich, gemeinsam könnt ihr darauf reagieren.

Dein Thema bei digital diskutiert

Bei digital diskutiert stehen dir regelmäßig Expert:innen für deine Fragen zu ganz unterschiedlichen Themen im Bereich Patenschaften und Mentoring zur Verfügung. Gibt es ein Thema, das dir unter den Nägeln brennt? Dann schick uns deinen Vorschlag an patenschaften@opentransfer.de!

Und die Diskussion geht weiter! Komm in unsere Facebook-Gruppe und tausch dich mit anderen Interessierten aus: https://www.facebook.com/groups/digitaldiskutiert/

Experte:

Dennis Knorr ist als Coach und Trainer, Berater und Personalberater selbstständig. Die soziale Kompetenz ist für ihn eine Basiskompetenz und Schlüssel zum Erfolg auf privater, beruflicher und auch zwischenmenschlicher Ebene. Darüber hinaus begleitet er den Balu und Du e.V. als Consultant im Bereich „Projektentwicklung in Niedersachen“: Dabei berät, begleitet und unterstützt er neue und bestehende Standorte. Dennis Knorr ist zudem als Dozent für Kommunkationstheorie tätig.

 

 

Der Expertenchat „digital diskutiert“ findet regelmäßig im Rahmen des Programms openTransfer #Patenschaften statt. openTransfer #Patenschaften fördert die Vernetzung, den Wissenstransfer und die Verbreitung von Patenschafts-, Tandem, und Mentoring-Initiativen bundesweit. Alle Angebote des Programms sind kostenfrei. Mehr Informationen unter http://opentransfer.de/projekte/patenschaften/.

openTransfer #Patenschaften ist ein Programm der Stiftung Bürgermut, gefördert durch das Bundesprogramm “Menschen stärken Menschen” des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.