openTransfer #Patenschaften Expedition nach München – 16. und 17. September 2019
Über den eigenen Tellerrand blicken! Am 16. und 17. September 2019 fand die 2-tägige openTransfer #Patenschaften-Expedition nach München statt. 13 Projektmacher:innen aus ganz Deutschland waren eingeladen, sich in kleiner Runde darüber auszutauschen, wie sie Netzwerke und Kooperationen noch erfolgreicher für ihre Arbeit gestalten können. Münchner Projekte haben ihr Wissen geteilt, Erfahrungen weitergegeben und auf diese Weise spannende Diskussionen angeregt. Eine Expedition mit langfristigem Mehrwert.
Los geht´s mit zwei spannenden Expeditionstagen
Aus Kiel oder Garmisch-Patenkirchen, haupt- oder ehrenamtlich, aus Projekten für Kinder, für junge Erwachsene oder Senior:innen: Vielfältige Patenschafts- und Mentoringprojekte waren zu Gast in München, um die Patenschaftsszene in der bayerischen Hauptstadt kennenzulernen und Best Practices auf ihr eigenes Projekt zu übertragen. Die Projektmacher:innen hatten ein volles Programm, welches dennoch genügend Raum für Kennenlernen und Austausch bereit hielt. Im Mittelpunkt standen dabei die Themen, die die Projekte umtreiben: Freiwilligengewinnung, Netzwerkarbeit, Begleitung von Patenschaften und Finanzierungsstrategien waren Themen, die – unabhängig von den Zielgruppen der Projekte – immer wieder Herausforderungen darstellen.
Mehr Wirkung und Vielfalt von Patenschaften
Die Expedition startete auf der Praterinsel bei Eleven, mitten im Herzen von München. Ute Volz gab in ihrem Impuls einen Einblick in die Netzwerkarbeit der Organisation. Eleven bietet etablierten Mentoring-Organisationen Arbeitsräume an und unterstützt dabei, ihre Wirksamkeit zu erhöhen. Das Besondere an dem Netzwerk ist, dass die Projekte entlang der Bildungskette sich ergänzen, miteinander lernen und gemeinsam auftreten und überzeugen können. Für Konkurrenzdenken ist in diesem Netzwerk kein Platz. Marijana Bralo von den Joblingen, die Mitglieder dieses Netzwerkes sind, hat den Teilnehmenden einen spannenden Einblick in den Praxisalltag und erfolgreiches Matching zwischen Mentor:innen und Mentees gewährt.
Weiter ging es zum Amt für Wohnen und Migration der Stadt München. Aya Weinert, Leiterin des Programms BiP Begegnung in Patenschaften, erläuterte bei ihrem Workshop den Erfolg von langfristigen Patenschaften und die essentielle Rolle der Wertschätzung der Pat:innen. Seit über 25 Jahren werden mit dem Programm Patenschaften für Familien und Alleinstehende, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind, vermittelt. Im Fokus der Unterstützung steht eine ganzheitliche Integration, Menschen bei ihrem Ankommen in München zu begleiten. Aufgrund des Wohnungsmangels in München hat sich eine besondere Kooperation zwischen der Stadt, dem Flüchtlingsrat, der FÖBE und Wohnungsmaklern ergeben: Bei Info-Abenden wird erklärt, welche Einzelschritte bis hin zu einem Mietvertrag gegangen werden müssen. Auch mit den besten Bewerbungsunterlagen haben Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung es oft schwer, eine Wohnung zu finden. An diese Herausforderung knüpft das Projekt Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V. an. Der Verein mietet Wohnungen an, die dann im zweiten Schritt an Geflüchtete und Wohnungslose untervermietet werden. Elif Beiner vom Münchner Flüchtlingsrat berichtete von der steigenden Bereitschaft, sich ehrenamtlich für das Projekt zu engagieren. Die Zahl der Engagierten steigt jeden Monat und es werden auch immer mehr Geflüchtete, die ihr erlangtes Wissen weitergeben möchten.
Nach diesen themenspezifischen Impulsen ging es weiter zu einer besonderen Stadtführung. Ein Mitarbeiter der Straßenzeitschrift BISS – Bürger in sozialen Schwierigkeiten hat den Teilnehmenden eine andere Seite der Stadt gezeigt, die sonst eher selten bei Führungen zu sehen ist. Mit dabei waren Orte, die Menschen in Arbeitslosigkeit Arbeit vermitteln und neue Chancen aufzeigen. Ein langer Expeditionstag wurde mit einem leckeren Abendessen in dem Café „Über den Tellerrand“ abgerundet. Die Teilnehmenden hatten hier die Möglichkeit, sich intensiv über ihre Projekte auszutauschen und den Tag Revue passieren zu lassen.
Gewinnung von Freiwilligen, digitale Tools und noch mehr Networking
Der zweite Tag begann mit einer Gruppenarbeit, die sich den Themen Freiwilligengewinnung und Begleitung von Mentor:innen widmete. Die Teilnehmenden konnte sich nach ihren Bedarfen einer Gruppe zuordnen, gemeinsam brainstormen, diskutieren und Erfahrungen austauschen:
Renate Graf von Balu und Du München gab Einblicke in die „Tagebuch-App“ des Projekts. Pat:innen tragen dort nach jedem Treffen eine kurze Notiz ein und bekommen so schnell und unkompliziert Tipps und Anregungen. Eine spannende digitale Lösung, die auch für einige Projekte vor Ort interessant war. In der weiteren Diskussion wurde sich über Möglichkeiten ausgetauscht, die Tandems bei ihrer Arbeit zu unterstützen und zu regelmäßige Treffen zu motivieren.
„Direkte Ansprache beim Gottesdienst oder auf dem Marktplatz“ empfiehlt Yvonne Möller von dem Caritas Freiwilligen-Zentrum München Ost. In ihrem Kurz-Workshop erläutert sie, wie leicht es ist Freiwillige zu finden, wenn man an den richtigen Orten sucht und immer wieder Neues ausprobiert: Eine Engagement-Tour zum Beispiel, bei der verschiedene Einrichtungen mit dem Fahrrad angefahren werden, Projekte sich vorstellen und interessierte Freiwillige ihre Fragen loswerden können. Auch die richtige Öffentlichkeitsarbeit, angepasst an die eigene Zielgruppe, kann Freiwilligengewinnung effektiv unterstützen.
Nach einer intensiven Arbeitsphase ging es zur Stärkung in das Wohn- und Kulturzentrum Bellevue di Monaco. Bevor es zum Mittagessen in das hauseigene Café ging, hat Agnes Fuchsloch den Teilnehmenden eine Führung durch das Haus gegeben und von der spannenden Entstehungsgeschichte erzählt. Darauf folgte der letzte Workshop-Slot der Expedition, der sich noch einmal dem Thema Netzwerkarbeit widmete. Michéle Rotter von dem Netzwerk Münchner Schülerpaten hat Einblick in den Aufbau und die Organisation eines Netzwerkes mit 20 Organisationen gebegeben. „Die Menschen stehen im Fokus, nicht die Träger“, erklärte sie. Ein kollegialer Austausch und die Festlegung auf gemeinsame Werte machen die gemeinsame Arbeit im Netzwerk so erfolgreich. Eine schriftliche Vereinbarung gibt einen Rahmen vor, doch das Netzwerk selbst lebt von dem Engagement der einzelnen Personen.
Zehn Projektvorstellungen, sechs Stationen und 13 Projektmacher:innen, die nach zwei Tagen Expedition mit vielen Ideen, neuen Kontakten und noch mehr Motivation in alle Himmelsrichtungen nach Hause fahren. Das Feedback war großartig und wir freuen uns schon sehr auf eine openTransfer #Patenschaften Expedition 2020. Wohin soll es im nächsten Jahr gehen?
openTransfer #Patenschaften
In den letzten zwei Jahren unterstützte das Programm openTransfer #Patenschaften Initiativen und Organisationen, die Patenschaften und Mentoring für Geflüchtete in den ostdeutschen Bundesländern anbieten. Anfang 2019 startete eine neue Projektphase: Wir erweiterten unsere Zielgruppe und unseren regionalen Fokus und schaffen nun Angebote für alle Patenschafts- und Mentoringprojekte bundesweit. Mehr zum Programm: https://opentransfer.de/projekte/patenschaften/
openTransfer #Patenschaften ist ein Programm der Stiftung Bürgermut mit Unterstützung durch das Bundesprogramm “Menschen stärken Menschen” des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Fotocredit: Florian Hammerich | openTransfer.de