Freiwillig in Kassel! e.V. / Bengi e.V.: Patenschaften für Geflüchtete
Gülsen Akcay von Bengi e.V. und Kai Viakofsky von Freiwillig in Kassel! e.V. auf dem openTransfer CAMP am 18.02.2017 in Kassel
Der interkulturelle Frauenverein Bengi und die Kasseler Freiwilligenagentur fördern Patenschaften für Geflüchtete. Trotz leicht unterschiedlicher Ansätze stehen beide Projekte vor ähnlichen Herausforderungen. Wie können die Projekte weiterentwickelt werden? Wie können weitere Menschen erreicht und aktiviert werden?
Bengi e.V. vermittelt seit April 2016 im Rahmen des Bundesprogramms „Menschen stärken Menschen“ Patenschaften mit geflüchteten Frauen, Männern und Familien. Bis heute sind mehr als 120 1:1-Patenschaften zustande gekommen. Da darunter viele Familien sind, erhöht sich die Anzahl der erreichten Menschen noch einmal. Bei Bengi sind sehr viele Frauen mit Migrationshintergrund aktiv, die teilweise selbst einen Fluchthintergrund haben.
Freiwillig in Kassel! vermittelt ebenfalls im Rahmen von „Menschen stärken Menschen“ Ankommenspatenschaften. „Kasseler 3×3“ heißt das besondere Format, bei dem sich Patinnen bzw. Paten und Geflüchtete drei Mal für etwa drei Stunden treffen. Nicht Hilfeleistung, sondern die gemeinsame Freizeitgestaltung sollen dabei im Mittelpunkt der Treffen stehen. Einmal im Monat veranstaltet die Freiwilligenagentur eine Veranstaltung, auf der sich Patinnen und Paten sowie Geflüchtete kennenlernen können. Im letzten Jahr konnten über 100 Patenschaften auf den Weg gebracht werden, aus denen häufig auch längerfristige Begegnungen entstanden sind.
Zwei Projekte – ähnliche Herausforderungen
Beide Projekte treibt die Frage um, wie man weitere Menschen für eine Patenschaft begeistern kann und wie dazu gegebenenfalls das eigene Programm weiterentwickelt werden muss. Erste Ansätze, wie zum Bespiel ein gemeinsames Familienfest, wurden im letzten Jahr erfolgreich ausprobiert und sollen auch in diesem Jahr weitergeführt werden. Auch der Bereich Patenschaften für Geflüchtete innerhalb von Unternehmen, etwa zwischen Geflüchteten und Auszubildenden, ist ein interessanter Ansatz.
Eine weitere wichtige Frage, die viele Anwesenden umtrieb: Was können Patinnen und Paten leisten? Wann sind sie selbst überfordert? Klar ist, die Patinnen und Paten dürfen nicht allein gelassen werden. Die Organisationen, die Patenschaften vermitteln, müssen gezielt Unterstützung anbieten. Eine Möglichkeit: Bengi bietet den Patinnen und Paten einen Rahmen, in dem sie sich untereinander austauschen und unterstützen können.
Freundschaft statt Abhängigkeit
Für Geflüchtete steht das Knüpfen von sozialen Kontakten an erster Stelle. Anstatt in eine Abhängigkeit von Helfenden und Hilfesuchenden zu kommen, sollen Freundschaften auf Augenhöhe entstehen. Die Begegnung und der interkulturelle Austausch sollten im Mittelpunkt der Patenschaften stehen. Hilfestellungen leisten die Patinnen und Paten meist automatisch. Sie sollten bei den Begegnungen aber nicht im Vordergrund stehen.
Herausforderung ländlicher Raum
Eine besondere Herausforderung sind Patenschaften im ländlichen Raum. Dort fehlt häufig die Organisation im Hintergrund, die Unterstützung anbieten kann. Patinnen und Paten müssen dort meist mehr leisten als gemeinsame Freizeitaktivitäten. Auch Koordinierungsstellen, die sich gezielt um die Vermittlung von Patenschaften kümmern, sind eher selten.
Großes Potenzial sahen die Anwesenden in der Verknüpfung von Patenschaften mit anderen Projekten, wie beispielswiese der Essbaren Stadt. Ein weiterer Ansatz: Nicht Ehrenamtliche begleiten Geflüchtete, sondern Geflüchtete begleiten Ehrenamtliche. Ein Rollenwechsel, der neue Perspektiven eröffnen kann.
http://www.freiwillig-in-kassel.de/de/mitmachen/gefluechtetenhilfe/ankommenspaten
http://www.bengi-ks.de/
Foto: Frank Gerhold