Indimaj: Wie gegenseitiges Verständnis gelingt #otc17

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Arras Marika vom Indimaj e.V. beim openTransfer CAMP am 18.02.2017 in Kassel

 

Warum kommt es so häufig zu Missverständnissen zwischen Engagierten und Geflüchteten. Arras Marika warb für gegenseitiges Verständnis und diskutierte mit den Sessionteilnehmenden, welche Art von Integration sie sich wünschen.

Am Anfang der Session stand ein Austausch- und Informationsblock: In der Geflüchtetenhilfe, so Marika, kommt es zu vielfältigen Missverständnissen, da die Prioritäten von Helferinnen und Helfern sowie Geflüchteten oft unterschiedlich gelagert sind. Geflüchtete Menschen sind nach ihrem Ankommen zunächst mit dem Aufarbeiten ihrer eigenen Geschichte, also den vielfältigen, oft gewaltsamen Erfahrungen, beschäftigt. Außerdem ist es nicht selten, dass die Familie des Menschen noch in Kriegsverhältnissen lebt, sodass er vielfach Angst und Sorgen ausgesetzt ist. Und so steht der Wunsch, möglichst schnell Geld zu verdienen, im Vordergrund – nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Verwandten zu Hause. Außerdem drängen zurückgelassene Menschen häufig darauf, nach Deutschlang nachgeholt zu werden und setzen den bereits Angekommenen unter Druck. Es kann Misstrauen in der Heimat entstehen, und Angehörige fragen sich, ob der Geflüchtete einen nun, wo er in Deutschland ist, vergessen hat.
Dabei sehen sich Neuankömmlinge in Deutschland erst einmal ganz anderen Herausforderungen gegenüber: Es geht darum, die Sprache zu lernen und sich zu integrieren. Sie sollen Kontakte knüpfen, sich engagieren und guten Willen zeigen und ihre neue „Heimat“ kennenlernen. Wenn sie dies nicht tun, traurig und unmotiviert sind oder das Lernen nicht so richtig klappt, sind die Menschen, die diese Neuankömmlinge ehrenamtlich begleiten, nicht selten enttäuscht, fühlen sich ausgenutzt oder nicht wertgeschätzt. Nach dem Motto: Wir tun so viel und nichts nimmst du an oder verbaust dir sogar deine Chancen.
Integration neu fassen und wie das aussehen könnte.

Ein Mann spricht zu einer Gruppe Menschen, die um ihn herum sitzt.
Nach dieser Einleitung gab es in der Session erst einmal ein großes Mitteilungsbedürfnis über eigene Erfahrung. Eine Diskussion entstand darüber, was Integration bedeuten sollte: Geht es bei Integration um eine Anpassung von Menschen an schon bestehende Strukturen oder sollte Integration ein gegenseitiges Kennenlernen sein, das durchaus auch zur Veränderungen von Mustern und Strukturen hierzulande führt? Teilnehmende waren sich sicher, dass es nicht nur darum gehen kann zu fragen, was man selbst braucht oder der Andere leisten muss, sondern grundsätzlich darum, wie wir so zusammenleben können, dass möglichst die Bedürfnisse aller erfüllt werden. Dafür braucht es auch reflektierte Helferinnen und Helfer, die sich fragen, warum sie sich engagieren und was sie selbst eigentlich davon haben. Als Ergebnis der Diskussion stehen die folgenden Erkenntnisse:
1. Integriert zu sein, müsste weniger mit kulturellen Vorlieben und Eigenschaften zu tun haben als mit den folgenden Punkten: Zuerst bin ich Mensch und dann Teil einer Kultur. Die Begegnung von Mensch zu Mensch sollte in den Vordergrund rücken.
2. Gesetzliche Strukturen des Aufnahmelandes müssen akzeptiert werden.
3. Ziele können das Nutzen von Bildungsangeboten und neuen Kontakten sein sowie das Erreichen wirtschaftlicher Selbstständigkeit.
4. Integration ist ein beidseitiger Prozess, der oftmals durch Gruppenbildung verhindert wird. Die einen haben die Kontakte zu den Geflüchteten, die andere haben Kontakte zu Hilfsprojekten. Beide Gruppen finden noch viel zu selten zusammen.

http://indimaj.de/

Foto: Kurt Heldmann / otc

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