KidsFest – ein Woodstock für Kinder in Deutschland

Susanne Prahl von der ViaKult Office GmbH beim openTransfer CAMP #Demokratie am 28. September 2019 in Erfurt

Das KidsFest soll Kinder und Jugendliche dazu ermutigen, eigene Ideen zu verfolgen und umzusetzen. Das Projekt bringt 15 Jahre internationale Erfahrung mit. Wie gelingt es, das KidsFest nun in noch mehr Städte und Gemeinden zu bringen?

Das KidsFest fand erstmals 2004 in Bosnien-Herzegowina statt. Ziel des ersten KidsFest war es, Kinder aus dem ganzen Land nach dem Krieg zusammenzubringen. Damals half die Armee, das Fest umzusetzen. Teilweise reisten die Kinder 13 Stunden mit dem Bus an. Das KidsFest hat seitdem nicht nur wiederholt in Bosnien-Herzegowina stattgefunden, sondern auch in anderen Ländern wie Tunesien und Italien.Die Idee des KidsFests konnte sich auch ohne große finanzielle Mittel, aber mit Unterstützung der jeweiligen Städte (vor allem dem Kulturbereich) verbreiten und Kinder sowie Helfer:innen zur Teilnahme motivieren, vorwiegend über Mund-zu-Mund-Werbung. Den logistischen Rahmen schafften insbesondere Partner aus der örtlichen Politik. Finanziert wurde das Fest über kleinere Spenden und Sponsoren.

Ein KidsFest in 5 Akten

Die Veranstaltung gliedert sich in fünf Angebote:

  1. Die KidsParade eröffnet das Fest. Hier stellen die Kinder dar, was sie später einmal sein möchten.
  2. Workshops, in denen Kinder ihre eigene Welt kreieren, werden parallel über den gesamten Tag angeboten.
  3. Auf der KidsStage kann jedes Kind die Bühne für seine Interessen und Fähigkeiten nutzen (z.B. Tanz, Gesang, Talk…). Eine bewertende Jury gibt es nicht.
  4. KidsMovies werden vor Ort angefertigt und sollen den Kindern die Möglichkeit geben, Emotionen in Form von Filmen darzustellen.
  5. Neben all den Angeboten gibt es darüber hinaus auch eine KidsQuietZone, einen Bereich in dem die Kinder zur Ruhe kommen können.

Zu den Zielen gehört das Schaffen von Zusammengehörigkeitsgefühl und verbindender Momente zwischen den Kindern und Helfer:innen sowie die Förderung von Kreativität und Raum, um dieser freien Lauf zu lassen. Teilnehmende Kinder sollen auch danach weiter eingebunden werden und fungieren teils Jahre später als Volunteers bei weiteren KidsFesten.

Wie kann das KidsFest noch mehr Verbreitung finden?

Folgende Herausforderungen wurden im Rahmen der Session diskutiert:

  • teilnehmende Städte finden und sie vom Nutzen überzeugen
  • finanzielle aber auch nicht-monetäre Unterstützung erhalten
  • vielfach werden messbare Erfolgskriterien verlangt, es gibt aber keine messbaren Zahlen; vielmehr geht es um das persönliche Erleben der Kinder (z. B. das Gefühl, Freunde auf der ganzen Welt zu haben oder die Welt anders zu erleben (Zitat eines Kindes: „Hier ist die Welt, wie sie sein sollte“))

Ein Konzept für das KidsFest liegt vor und kann leicht übertragen und genutzt werden. Mit Hilfe von Projektanträgen ließen sich auch finanzielle Rahmenbedingungen schaffen. Der Fokus auf Kinder findet ebenfalls viel Zuspruch und macht es leichter, Unterstützer:innen zu finden und zu gewinnen.
Ein Kinderfest ist zudem politisch neutral und hat dennoch gesellschaftliche Wirkung. Und es ist positiv formuliert: es ist nicht „gegen etwas“, sondern „für etwas“ – für Kinder. Das Feiern findet unabhängig von gewohnter Freund-Feind-Schemata (politische Einstellungen, Herkunft…) statt, im Fokus stehen Potenziale. Ein möglicher, nicht zu vernachlässigender Nebeneffekt: Für das „neutrale“, unpolitische Kinderfest lassen sich Menschen zur Teilnahme gewinnen, die sonst vielfach nicht angesprochen und erreicht werden.
Die Umsetzung in anderen Städten ist erfahrungsgemäß dann erfolgreich, wenn das Fest von einer ganzen Stadt gewollt wird. Nur so bekommt man die notwendige Unterstützung in jedweder Form. Weiterhin ist es wichtig, die „richtigen“ Leute mit dem richtigen Wording anzusprechen. Insgesamt sollte man „groß denken“, z. B. im Rahmen einer LoveParade für Kinder!

http://www.viakult.de/

Foto: Henning Schacht I opentransfer

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