Mehr Transparenz – Fluch oder Segen?

Felicitas Krekosch, Deutscher Spendenrat e. V., auf dem openTransfer CAMP #Patenschaften am 4. November 2017 in Leipzig

Welche Daten muss und sollte man als gemeinnützige Organisation veröffentlichen? Wie geht man mit sensiblen Daten um? Wann wird Transparenz zum Bumerang? Um diese und weitere Fragen ging es in der Session von Felicitas Krekosch.

Felicitas Krekosch ist Projektleiterin von „Transparenz leicht gemacht“, einer Initiative des Deutschen Spendenrats. Die Kampagne will Organisationen dazu befähigen, selbstbewusster mit der Offenlegung von Daten umzugehen. Transparenz heißt Sichtbarkeit und ist gerade bei Organisationen, die sich durch Spenden finanzieren, enorm wichtig.
„Wie transparent seid ihr eigentlich?“, ging als Frage an die Runde. In einem kurzen Selbsttest, der auch online verfügbar ist, konnten sich alle Teilnehmende selbst einordnen.

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und erklärt etwas.

Viele Facetten von Transparenz
Aber was heißt eigentlich genau Transparenz und welche unterschiedlichen Aspekte gibt es? Bei der finanziellen Transparenz kann die Organisation durch eine gute Berichterstattung zeigen, dass sie ordentlich arbeitet. Denn die Spenderinnen und Spender möchten natürlich wissen, was mit ihrem Geld passiert. Wenn man transparent arbeitet, gibt man seinen Spenderinnen und Spendern und Mitgliedern etwas zurück. Man zeigt der Außenwelt, dass man einen guten Job macht, so Krekosch.
Die normative Transparenz ist der Bereich, an dem Organisationen in der Regel am meisten arbeiten können. Dazu gehören z. B. Kommunikationsprinzipien, schließlich ist es wichtig, wie man über Menschen spricht und welche Worte man wählt.
Zur organisatorischen Transparenz gehören Angaben zur Rechtsform, ein Organigramm und eine Selbstdarstellung auf der Webseite.

Gibt es ein richtiges Maß?
Wieviel Transparenz muss denn nun sein? Grundsätzlich gilt, dass Nutzen und Kosten in einem vernünftigen Verhältnis stehen müssen. Es bringt wenig, umfangreiche, schön layoutete Berichte zu veröffentlichen, wenn Spenderinnen und Spender dann mit Daten erschlagen werden. Vielmehr muss jeder individuell für sich und sein Projekt identifizieren, welche Daten herausgegeben werden sollen und wie diese aufbereitet werden. Der Deutsche Spendenrat gibt hierfür Richtlinien und Hinweise.
Schnell entbrannte eine angeregte Diskussion in der Runde. Einigkeit bestand zwar darüber, dass Transparenz wichtig ist, aber es bedarf auch immer einer Abwägung zwischen Transparenz und dem Selbstschutz der Organisation. Aus Sachsen-Anhalt wurde berichtet, dass Spenderinnen und Spender mitunter nicht mehr öffentlich auf der Webseiten von Nonprofits genannt werden möchten: aus Angst, ins Visier rechter Agitatoren zu geraten. Vereine und Organisationen, die sehr transparent mit ihren Einnahmen und Ausgaben umgegangen sind, rudern mittlerweile zurück, da diese Transparenz nun gegen sie verwendet wird. Es gibt persönliche Angriffe und Vorwürfe der Steuerverschwendung oder die Daten dienen als Munitionierung für das Zurückfahren oder die Streichung von Zuwendungen durch kommunale Gremien, in denen beispielsweise die AfD inzwischen eine wichtige Rolle spielt.
Möchte man in bestimmten Fällen Daten nicht veröffentlichen, um sich selbst zu schützen, ist es wiederum wichtig, transparent darzulegen, warum diese Zahlen oder Namen nicht publik gemacht werden. Eine neue Form von Kreativität sei gefragt, um Transparenz und Selbstschutz in Einklang zu bringen, da waren sich die Sessionteilnehmenden einig.
Transparenz herzustellen ist also keineswegs immer einfach. Gerade Organisationen, die für und mit Geflüchteten arbeiten, sehen sich vermehrt einem Transparenzdilemma gegenüber. Der Deutsche Spendenrat hat dieses Thema erkannt und arbeitet an weiteren Hilfestellungen für Organisationen aus diesem Bereich.

http://www.transparenz-leicht-gemacht.de
http://www.spendenrat.de/

Foto: Thilo Schmülgen / opentranser.de

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