Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften e.V.: Qualitätssicherung in Patenschaften durch Netzwerkarbeit

Kerstin Falk vom Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften e.V. beim openTransfer CAMP #Patenschaften am 24.08.2019 in Bremen

Kerstin Falk vom Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften e.V. hat gemeinsam mit anderen Organisationen einen Prozess zur Sichtbarmachung und Umsetzung von Qualitätsstandards in Patenschaftsprojekten nach den „US-Standards für Youth Mentoring“ durchlaufen und auf die Mitgliedsprojekte im Netzwerk angewendet. Die Erkenntnisse können nun auch anderen Organisationen bei der Entwicklung von Standards helfen. In der Session berichtet sie von der Umsetzung und den Herausforderungen.

Andi Weiland | openTransfer.de (CC by nc)

2018 nahm Kerstin Falk an einem ersten Workshop teil, bei dem die 6 Standards der amerikanischen Mentoringforschung – „Elements of Effective Practice of Youth Mentoring“ – vorgestellt wurden. Diese Standards sind:

  1. Recruitment: Anwerbung von Mentor:innen und Mentees mit einer realistischen Beschreibung der Patenschaftsbeziehung für alle Beteiligten.  
  2. Screening: Auswahl geeigneter Personen, mit entsprechenden persönlichen Eigenschaften für eine sinnstiftende Mentoring-Beziehung (u.a. Zeit, Motivation).
  3. Training: In speziellen Schulungen werden alle Beteiligten vorbereitet.
  4. Matching: Zusammenführung der Mentor:innen mit Mentees nach zuvor entwickelten Kriterien (u.a. Dauer, Wirksamkeit).
  5. Monitoring and Screening: Durch Beobachtung und Unterstützung wird die Mentoring-Beziehung dauerhaft begleitet.  
  6. Closure: Auch bei der Beendigung des Mentorings werden die Teilnehmenden unterstützt.  

Mit den erarbeiteten Materialien kann die Praxis der jeweiligen Patenschaftsprogramme nach den o.g. Standards überprüft werden. Dazu wurde ein entsprechender Fragebogen erarbeitet, der die Organisationen durch die einzelnen Schritte führte. Diese Dokumente wurden dann in einem 2-tägigen Workshop mit Dr. Janis Kupersmidt, Co-Autorin der Standards, ausgewertet. Ein Vorteil war das direkte Feedback: Offene Punkte wurden aufgezeigt und im Anschluss konnte daran aktiv weitergearbeitet werden. Innerhalb der AG Qualität des Netzwerks Berliner Kinderpatenschaften wurde im nächsten Schritt ein Qualitätsleitfaden mit konkreten Zielen für die Umsetzung entwickelt, der für alle Projekte gelten soll. Die Umsetzungsphase läuft nun. Bislang gab es sehr positives Feedback. Kerstin Falk fasste zusammen: „Es hat uns insgesamt vorangebracht“. Man merke, dass es mit steigender Qualität der Projekte zu weniger Abbrüchen im gesamten Netzwerk komme.

Andi Weiland | openTransfer.de (CC by nc)

Diskussion und Erfahrungsaustausch

Die Erfahrungen der Sessionteilnehmenden zeigten, dass sich erst Wenige so professionell mit der Qualität in Patenschaftsprojekten auseinandersetzen. In Münster organisiert die Freiwilligenagentur zwar regelmäßig gemeinsame Aktionen, die alle Koordinator:innen, etwa für gemeinsame Fortbildungen (Schutzkonzepte), zusammenbringt, doch für die Arbeit an Qualitätsstandards fehlte bislang immer die Zeit. Gerade hier sah Kerstin Falk aber den großen Vorteil für kleine Organisationen: Da diese oft alleine verantwortlich seien, würden sie am meisten vom Austausch profitieren. Sie ergänzte, dass eine Entwicklung von Standards auch ein gutes Argument sei, potenzielle Fördergeldgeber:innen zu überzeugen. Des Weiteren könnte so Abbrüchen von Patenschaftsbeziehungen entgegengewirkt und die Erfolgsquote des Projekts erhöht werden.

Das Beispiel von ROCK YOUR LIFE! Braunschweig zeigte, dass auch eine Qualitätsevaluation über externe Partner:innen erfolgen kann. Bei deren Kooperation mit der TU Braunschweig erfolge dies über die Lehrevaluation. Darüber hinaus gäbe es innerhalb des Franchise-Vertrags der Satzung von Rock your life Vorgaben zu Standards, die alle Standorten erfüllen sollten.

Eine der von der Gruppe identifizierten Schwachstellen sind die Schulungskonzepte für Mentees. Es sei schwierig, diese in Kursen auf ihre Pat:innen vorzubereiten. Eine Erkenntnis war, dass es hier oft sinnvoll sei, über die Eltern zu gehen und mit ihnen auch eine entsprechende Vereinbarung abzuschließen.

Die Session zeigte, dass es wichtig ist, sich regional oder schwerpunktfokussiert in Netzwerken zusammenzuschließen, um gemeinsam an Qualitätsstandards zu arbeiten. Die o.g. Standards können eine gute Vorlage sein, um solche Prozesse anzuregen. Die Dokumente können beim Berliner Netzwerkkinderpatenschaften kostenlos runtergeladen werden.

Zum Download

www.kipa-berlin.de  

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