Projekt IdAAS: Integration durch Ausbildung, Arbeit und Sprache

Tobias Nienaber von sci:moers beim openTransfer CAMP #Ankommen am 24.09.2016 in Düsseldorf

Geflüchtete Menschen aus den Flüchtlingsheimen heraus zu bekommen, das ist das große Ziel des Projekts IdAAS. Ein Weg dorthin sind Spracherwerb und Arbeitsmarktintegration. Dass dies keine Sysiphos-Aufgabe sein muss, erläuterte Tobias Nienaber.

Ein junger Mann erklärt etwas anhand einer Präsentation.

Das Projekt IdAAS ist eingebettet in die Jugendwerkstatt der „sci:moers gGmbH – Gesellschaft für Einrichtungen und Betriebe sozialer Arbeit. Das Ziel des Projektes ist es, geflüchtete Menschen ein Leben jenseits der großen Flüchtlingsunterkünfte zu ermöglichen, also ein relativ „normales“ Leben in unserer Gesellschaft. Dies, so Nienaber, schafften sie auf zwei Wegen: Sprache und Arbeit. In zwei Phasen würden die jungen Geflüchteten in den Arbeitsmarkt integriert. Teilnehmende unterschiedlicher Nationalitäten arbeiteten zusammen in der Tischlerei, der Malerwerkstatt und beim Kooperationspartner ENNI Stadt & Service Niederrhein. Unter professioneller Anleitung von Lehrern, Pädagogen und Werkleitern würden Soft Skills entwickelt, berufliche Erfahrung erweitert und in einem eigenen Programm Sprachbarrieren überwunden.

Inzwischen sei das Projekt erfolgreich beendet worden. Immerhin hätten von den siebzehn Teilnehmenden fünf eine Arbeitsstelle und vier einen Ausbildungsplatz bekommen. Zwei seinen in die Maßnahme „Perspektive für Ausbildung“ und „Perspektive für junge Geflüchtete“ der Arbeitsagentur und einer in die Einstiegsqualifizierung aufgenommen worden. sci:moers versucht gerade, einen zweiten Durchgang des Projektes zu realisieren.

Es gab zwei Dinge, die Tobias Nienaber beim nächsten Mal anders machen würde:

–          Sprachkursanteil erhöhen

–          Kümmerer organisieren: In den Wirtschaftsbetrieben sollte man am besten einen Praxisanleiter mitfinanzieren, der sich um die Verwaltung und auch Vermittlung kümmern kann.

In der anschließenden Diskussion der Sessionteilnehmenden hatten sich vor allem vier Themen herauskristallisiert: Die Informations-Intransparenz der Behörden, Zielgruppenakquise, die Sprachbarrieren und der Frauenanteil der Teilnehmenden.

Intransparenz – wer darf wann und wo für wie viel Geld arbeiten?

Das war eines der großen Diskussionsthemen der Session. Wann kann/muss ich den Mindestlohn von 8,50 € zahlen und wann den niedrigen Betrag von 1,05 €? Wer stellt den Arbeitserlaubnisantrag? Arbeitnehmer oder -geber oder beide? Alles Fragen, deren Antworten sich ständig zu ändern scheinen. Gerade die Zusammenarbeit mit den Behörden habe Nienaber und sein Team vor große Herausforderungen gestellt. Aktuell habe man lange Wartezeiten bei den Behörden und zudem änderten sich die Informationen häufig. In der Diskussion stellte sich schnell heraus, dass gerade die große Intransparenz in Sachen benötigter Unterlagen, aber auch Bezahlungsmöglichkeiten die größten Unsicherheiten erzeugen.

Zielgruppenakquise – wie komme ich eigentlich an meine Zielgruppe?

Ein weiteres großes Thema der Diskussion war der Zugang zur eigentlichen Zielgruppe. In der ersten Phase waren dies in erster Linie diejenigen jungen Geflüchteten, die nicht arbeiten dürften. Aber wie kommt man an diese heran? Dazu haben Nienaber und sein Team den direkten Weg über die Unterkünfte gewählt und die Betreuer über das Projekt informiert. Diese hätten dann wiederum das Projekt denjenigen Geflüchteten vorgestellt, die ihrer Meinung nach am besten dazu passten. Sechzehn Plätze standen zur Verfügung. Der Bedarf war groß. Alle sechzehn waren in kürzester Zeit besetzt.

Aber nicht nur Teilnehmende mussten gefunden werden. Auch Freiwillige, die am Einsatzort der Wirtschaftsbetriebe beim Übersetzen geholfen haben, bis hin zu ganz allgemeiner Unterstützung der Teilnehmenden z. B. bei Arztbesuchen werden gesucht. Diese seien über eine Zeitungsannonce gefunden worden.

Und zu guter Letzt sind da auch noch die Betriebe, die akquiriert werden mussten. Hier habe der Dachverband der Kreishandwerkerschaft sehr geholfen. Aber man habe auch auf eigene Faust Betriebe organisiert, wie z. B. die Deutsche Post AG.

Sprachbarrieren

Ein weiteres Thema war die Sprache bzw. waren die Sprachbarrieren, die es zu überwinden galt. Tobias Nienaber berichtet über durchwegs positive Erfahrungen, die er mit seinen Teilnehmenden gemacht habe. Das Sprachniveau von ihnen sei durchwegs unterschiedlich gewesen, und so hätte es neben den Personen, die bis zu fünf Sprachen fließend sprachen, auch einige gegeben, die über überhaupt keine Kenntnisse der deutschen oder englischen Sprache verfügten. Ziel des Sprachkurses der Phase 1 sei das A1-Niveau gewesen. Trotzdem seien Bedenken aufseiten der Betrieben aufgekommen. Denn gerade die Sicherheitsvorschriften müssten von den Mitarbeitern verstanden werden. Am Ende könne man das Resümee ziehen, dass gerade die Sprache eine wichtige Säule des Projektes sei und daher diese auch verstärkt werden solle.

Frauenanteil

Und wie hoch war der Frauenanteil bei den Teilnehmenden? Unter den 17 Teilnehmenden gab es keine einzige Frau. Dies könnte am Alter der Teilnehmenden (18 – 20 Jahre) oder aber an den Branchen (Malerei- und Tischlerbetriebe) liegen, die eher als klassische „Männerberufe“ gelten können. Eine Sessionteilnehmerin macht jedoch darauf aufmerksam, dass es vor allem die fehlende Kinderbetreuung und die Aufklärung über die Berufsbilder der Grund dafür seien, weshalb Frauen nicht an solchen Maßnahmen teilnehmen würden.

 http://www.sci-moers.de

Foto: Thilo Schmülgen

CC Lizenz

Dieser Text steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht Kommerziell-Keine Bearbeitung 3.0 Unported Lizenz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.