Zauberhafte Physik – langfristige Projektarbeit und neue Herausforderungen

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Steffen Schröder, Bürgerstiftung Berlin, beim openTransfer Camp am 23. November 2013 in Berlin

Das Projekt Zauberhafte Physik begeistert Kinder mit einfachen Experimenten für die Physik. Nach 6 Jahren steht das Team vor neuen Herausforderungen: Wie kann eine langfristige Fortführung gewährleistet werden? Wie sieht eine neue Teamstruktur nach dem Ausscheiden der Projektinitiatorin aus? Wie können Freiwillige langfristig gehalten werden?

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Auch bei den Sessionteilnehmern funktionierte es: Steffen Schröder von der Berliner Bürgerstiftung versetzte die Anwesenden zu Beginn mit den Experimenten „Schwebende Postkarte“ und „Bleistift im Balance-Akt“ in Staunen. Genau so funktioniert auch das Projekt Zauberhafte Physik. Spannende Experimente und die Erklärung von Alltagsphänomenen sollen Grundschulkinder an die Physik heranführen. Ziel ist, dass sie das Fach nicht als trockene Naturwissenschaft erleben, sondern als Möglichkeit, ihre Umwelt zu entdecken und zu verstehen. Haben sich die Kinder einmal von dem Zauber anstecken lassen, werden sie zu Multiplikatoren, die ihre Geschwister oder Freunde für die Physik begeistern.

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Das Projekt wurde in 2007 von einer pensionierten Ingenieurin initiiert, die zunächst das Ziel hatte, speziell Mädchen für Naturwissenschaften zu gewinnen. Das Projekt wurde dann an die Berliner Bürgerstiftung angedockt. Die Stiftung ist seit 15 Jahren aktiv und beherbergt viele Initiativen, die sich für die Förderung von Kindern und Jugendlichen einsetzen, z. B. ein Schulverweigererprojekt. Die Mitarbeiter begreifen sich als Projektentwickler, denen besonders die Langfristigkeit der Projekte wichtig ist.

 

Aktueller Stand des Projekts

Im Moment sind im Projekt Zauberhafte Physik 60 Paten in 8 Teams an insgesamt 30 Schulen in ganz Berlin aktiv. Zu jedem Thema gibt es einen Koffer mit Experimentmaterialien. Die Teams gehen einmal pro Woche für eine Einheit an eine Schule. Die Zusammenarbeit mit den Schulen läuft teilweise bereits seit mehreren Jahren.

Die Bürgerstiftung ist bei dem Projekt unter anderem für die Koordination zwischen Schulen und Physikteams zuständig. Durch Kooperationen, z. B. mit der FU Berlin, wurden weitere Ehrenamtliche als Physikpaten gewonnen. Beispielsweise können Physik- oder Lehramtsstudierende einen Teil ihrer Praxisstunden in dem Projekt absolvieren.

Darüber hinaus wurde das Projekt schon in vier weitere Städte übertragen.

Diskussion neuer Herausforderungen

Die Sessiongeber von der Berliner Bürgerstiftung stellten in der Session verschiedene aktuelle Herausforderungen zur Diskussion. Als aktuelles Problem nannten sie, dass eine Neustrukturierung des Projekts notwendig ist. Bisher war die Zauberhafte Physik zentral organisiert, die Initiatorin stand lange im Mittelpunkt des Projekts und übernahm viele wichtige Aufgaben. Da diese nun ihr Engagement beendet, stellt sich die Frage, wie eine neue Struktur aussehen kann.

Eine weitere Frage an die Teilnehmer der Session war, wen die Bürgerstiftung noch als Freiwillige gewinnen könne, neben Rentnern und Studierenden. „Haben wir jemand übersehen?“, wollte Steffen Schröder wissen. Hier gab es aus der Session heraus zahlreiche Anregungen. So wurde über die Möglichkeit von Unternehmenskooperationen gesprochen, in deren Rahmen Firmenmitarbeiter für das Engagement in dem sozialen Projekte freigestellt werden. Hier gab es jedoch den Einwand, dass es sich bei den meisten firmenbasierten Engagementformen um Ein-Tages-Veranstaltungen handele, mit denen kein langfristig angelegtes Projekt unterstützt werden könne.

Weiter wurde angeregt, bei anderen im Bildungsbereich aktiven Institutionen oder Organisationen anzufragen, wie z. B. Gewerkschaften. Vielleicht böten sich hier neue Kooperationsmöglichkeiten. Außerdem wurde der Bundesfreiwilligendienst als eine mögliche Quelle weiterer Ehrenamtlicher genannt.

Als Hauptproblem bei der Gewinnung von Freiwilligen stellte sich heraus, dass im Projekt eine große Kontinuität gefordert ist. In diesem Zusammenhang wurde der Vorschlag gemacht, die Physikteams anders zusammenzusetzen: mit Teamleitern, die über mehrere Jahre verlässlich dabei sind, und mit weiteren Paten, z. B. Studierenden, die für ein Jahr bleiben. Eine andere Idee war, das Engagement nicht bei reiner Ehrenamtlichkeit zu belassen, sondern den Teammitgliedern – z. B. über Crowdfunding-Kampagnen oder andere Wege – eine kleine Gegenleistung zu zahlen.

Die Sessiongeber thematisierten als weitere Schwierigkeit die geringe Wahrnehmbarkeit an den Schulen. Nur an wenigen Schulen gebe es eigene Räume. Es fehle aber insgesamt an einer deutlichen Sichtbarkeit der Kooperation an den Schulen. Hierzu wurde angeregt, dass die Zauberhafte Physik an Schulfesten oder während Projektwochen Präsenz zeigen könne. Außerdem gab es die Idee, einen Film über das Projekt zu erstellen. Dieser könne durch einen Wettbewerb, der an den Schulen ausgeschrieben wird, realisiert werden.

In Berlin ist zudem die Größe der Stadt und die große Zahl an Anfragen aus vielen verschiedenen Stadtteilen eine Herausforderung für das Projekt. Die Projektentwickler der Bürgerstiftung planen daher eine Regionalisierung der Zauberhaften Physik und eine damit verbundene regionale Substruktur. Denn auch die Weitergabe und Wartung der Experimentkoffer ist eine logistische Herausforderung für das Projekt. Es sei den Freiwilligen nicht zumutbar, hierfür zusätzlich weite Wege in der großen Stadt zurücklegen zu müssen. Da die Materialien der Koffer teuer sind, ist eine Vervielfältigung ebenfalls nicht so leicht möglich. Daher sollen neben der Regionalisierung der Struktur ab nächstem Schuljahr Cluster gebildet werden, bei dem ein Team jeweils vier Schulen zugeteilt wird, an denen es regelmäßig arbeitet.

 

Foto: Samantha Dietmar

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